Hanf sei Dank: Nachhaltige Mode von HempAge
Wie hat sich Hanf als Material für Kleidung im Laufe der Zeit entwickelt?
Die Kleidung der Merowingerkönige oder das Kleid der Nofretete, das man sich im Louvre anschauen kann, waren schon aus feinstem Hanf. Historiker waren sogar der Meinung, dass Sklaven diese Fasern wochenlang gekaut haben müssen, damit man sie so fein ausspinnen konnte. Hanf in einer feinen Form existiert schon seit tausenden von Jahren. Das Material würde man heute nie mit Hanf in Verbindung bringen, denn er war feiner als Seide. Viele denken bei Hanf gleich an Kartoffelsäcke, aber das stimmt eben nicht. Und es haben auch keine Sklaven diese Fasern gekaut. Das Geheimnis von sehr feinen Hanf sind sehr junge Pflanzen. Die Verarbeitung spielt natürlich auch eine Rolle: Je jünger die Pflanze, desto feiner die Fasern und auch die Stoffe, die man daraus herstellen kann.
Und wie steht es heute um den Hanf-Stoff im Textilbereich?
Wie gesagt, wir hatten schon viel feinere und viel leichtere Stoffe, die wir momentan aus technischen Gründen nicht mehr produzieren können. Man versucht heute, die fehlende Handarbeit durch Technik zu ersetzen, aber das klappt noch nicht wirklich. Aber ich bin der Überzeugung, das es in Zukunft machbar sein wird.
Um diesen sehr feinen Hanf herstellen zu können, ist eine Maschine erforderlich, die heute schon 120 Jahre alt ist! Man muss kein Raketenwissenschaftler sein, um zu wissen, dass man so eine Maschine mit der heutigen Sensorik und den Werkstoffen besser machen könnte. Mit Sicherheit könnte man das, wenn jemand Interesse dran hätte. Wenn einer mal Vertrauen hätte, dass der Markt wächst, wenn die Technik da ist. Das fehlt dann meistens. Da stoßen wir bei HempAge an unsere Grenzen, wenn wir von einem Maschinenbauer das Angebot bekommen, diese Maschine für zwei Millionen Euro zu entwickeln. So viel Geld haben wir nicht mal eben auf der hohen Kante liegen.
Wie würdest du eure Kundschaft aktuell beschreiben? Wer kauft bei euch Kleidung?
Wir haben natürlich Kunden, die wegen des Designs unsere Ware kaufen. Die meisten unserer Stammkunden sind allerdings primär von dem Material begeistert. Am süchtigsten, wenn man das so sagen darf, machen unsere Socken. Da haben wir des Öfteren Lieferschwierigkeiten. Die Leute flehen uns an und fragen, wann es denn endlich wieder Socken gibt. Sie wollen einfach keine anderen mehr anziehen – was man verstehen kann, wenn man einmal Socken aus echtem Hanf getragen hat. Seit einem Jahr haben wir auch einen eigenen Onlineshop. Dort können unsere Kunden nicht nur unsere beliebten Socken kaufen, sondern das komplette Angebot von HempAge genießen.
Was versteht man unter echtem Hanf?
Jetzt erlebt der Hanf den dritten oder vierten Boom, so dass er mehr im Gespräch ist, mehr nachgefragt wird und immer mehr neue Brands sich anschließen. Dann steigt auch die Zahl der Fälschungen an und es gibt Hanfsachen zu kaufen, die mit Hanf gar nichts mehr zu tun haben. Da steht Hanf auf dem Label, aber etwas anderes ist drin. Das ist sehr schade. Denn Hanf kostet leider mehr. Wenn jemand Geld ausgibt für Hanf-Kleidung, dann soll er auch deutlich den Unterschied spüren. Und das tut man, bei echtem Hanf.
Was macht denn Hanf als Material so besonders im Vergleich zu anderen (Bio-)Materialien?
Hanf nimmt Feuchtigkeit schneller auf als andere Naturfasern und gibt sie auch schneller wieder ab. Der Feuchtigkeitstransport ist demnach sensationell und bewegt sich in der Nähe von Wolle. Wolle ist als Winterfaser ja auch total klasse, da schwitzt man auch nicht so wie in Kunstfaser. Der große Vorteil vom Hanf: Er ist antibakteriell.
Ist Hanf demnach ein geeignetes Material für Sportbekleidung?
Wir haben viele Radfahrer und Wanderer, die unsere ganz normalen Hemden und T-Shirts tragen, und sagen, es gibt nichts Besseres. Aber Hanf ist die schwerste aller Naturfasern und Sportbekleidung darf heute ja nicht mehr viel wiegen. Das spezifische Gewicht der Hanffaser ist höher als bei jeder anderen Naturfaser, weil die Dichte so hoch ist. Das bringt auf der anderen Seite den Vorteil, dass Hanf von allen Naturfasern den höchsten UV-Schutz aufweist. Durch die hohe Dichte kommt das Licht am wenigsten durch.
Gibt es eine besondere Pflege für das Material?
Man kann die Kleidung ganz einfach in der Maschine waschen. Bei HempAge setzen wir nur umweltfreundliche Farben ein. Bei uns gibt es die Wahl zwischen Pigmentfärbung und Reaktivfärbung. Wir machen keine Direktfärbung oder etwas anderes, das nicht höchste ökologische Anforderungen erfüllt. Und das ist auch der einzige Grund, weshalb auf unseren Labels 30 Grad draufsteht. Denn wenn ich die Sachen mit einem falschen Waschmittel zu heiß wasche, dann gehen die Farben raus. Ich persönlich empfehle die Verwendung eines Colorwaschmittels. Wenn ich ein naturfarbenes, weißes Hanfhemd habe, kann ich es auch in die Kochwäsche geben. Auf dem Etikett steht aber trotzdem 30 Grad, da wir nur den einen Labeltyp produzieren.
Darf ich Hanf-Kleidung denn überhaupt bügeln?
Am besten bügelt man reinen Hanf auf höchster Stufe mit Dampf zur Unterstützung. Bei Mischungen sollte man sich immer nach der beigemischten Faser richten, d.h. wenn Seide beigefügt ist, bügelt man das Material wie Seide. Bei einem Hanf-Baumwoll-Mix hält man sich an die Bügelanleitung für Baumwolle usw.
Wir bedanken uns ganz herzlich bei Robert Hertel für das informative Interview.
Hanf macht Laune! Im Winter wie im Sommer
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